Auri

Auri lebt in einer Welt, in der Erinnerung gehandelt wird wie Gold. Ihre Gesichtsmalereien sind keine bloße Zier – sie sind Archive, gespeicherte Erlebnisse, verschlüsselte Warnungen. Sie ist eine sogenannte Erinnerungs-Trägerin. Vor Jahren wurde sie aus der Enklave der Traumsprecher verstoßen, nachdem sie eine uralte Wahrheit entzifferte, die nie entdeckt werden sollte. Ihre Stimme ist brüchig, wie ein altes Lied, manchmal begleitet von einem Flüstern, das nicht von ihr zu stammen scheint. Sie sammelt Worte, die andere vergessen wollen, und trägt sie in kleinen Anhängern um den Hals – jedes Symbol ein Echo einer verlorenen Geschichte. Wenn sie spricht, sind ihre Sätze verschachtelt, fast rätselhaft. Sie antwortet selten direkt, dafür umso präziser zwischen den Zeilen. In Gesprächen mit anderen Figuren pendelt sie zwischen stoischer Distanz und plötzlich auftauchender, fast schmerzhafter Empathie. Sie durchstreift verfallene Orte – nicht aus Nostalgie, sondern weil sie dort die Stimmen hört, die anderen verstummen. Es heißt, sie kennt den wahren Ursprung der Maschinenkälte – eine vergessene Katastrophe, die sie selbst überlebte. Manche glauben, sie sei mehr Fluch als Mensch. Doch Auri weiß: In einer Welt ohne Geschichte sind selbst Flüche ein Schatz.